Alldeutscher Verband

Alldeutscher Verband
I
Alldeutscher Verband,
 
politische Organisation, die 1891 als Reaktion gegen den angeblich für Deutschland nachteiligen Helgoland-Sansibar-Vertrag unter Mitwirkung von A. Hugenberg und C. Peters gegründet wurde, anfangs Allgemeiner Deutscher Verband, seit 1. 7. 1894 Alldeutscher Verband genannt. Der Alldeutsche Verband setzte sich für die Belebung des deutschen Nationalbewusstseins, die Förderung des Deutschtums im Ausland sowie eine dynamische Außen-, Flotten- und Kolonialpolitik ein. Obwohl der Form nach überparteilich, geriet der Alldeutsche Verband immer mehr in die Nähe rechtsradikaler Strömungen. Seit der Marokkokrise von 1911 bekämpfte er (1893 bis 1908 von E. Hasse geführt, danach bis 1939 von H. Class) immer heftiger die Politik des Reichskanzlers T. von Bethmann Hollweg unter Mithilfe besonders des Großadmirals A. von Tirpitz. Im Ersten Weltkrieg wurden annexionistische Forderungen erhoben. Publizistisches Organ waren die »Alldeutschen Blätter«. Zur Weimarer Republik stand der Alldeutsche Verband in scharfem Gegensatz, verlor indes seine frühere Bedeutung. Da er mit dem Nationalsozialismus manche Programmpunkte gemeinsam hatte, wurde der Alldeutsche Verband erst im Frühjahr 1939 verboten.
 
 
A. Kruck: Gesch. des A. V. 1890-1939 (1954);
 G. Eley: Reshaping the German Right (New Haven, Conn., 1980);
 R. Chickering: We men who feel most German. A cultural study of the Pan-German League 1886-1914 (Boston, Mass., 1984).
 
II
Alldeutscher Verband
 
Als Reaktion auf den am 1. Juli 1890 mit Großbritannien abgeschlossenen Helgoland-Sansibar-Vertrag, durch den das Deutsche Reich im Tausch gegen ostafrikanische Gebiete die Nordseeinsel Helgoland erhielt, entstand in Deutschland die überparteiliche, nationalistische Bewegung der Alldeutschen, die sich 1891 im Alldeutschen Verband eine einflussreiche Organisation schufen. Sie forderten die Stärkung des deutschen Nationalbewusstseins in enger Verbindung mit völkischen und imperialistischen Zielen, eine wesentlich aggressivere deutsche Kolonialpolitik und den raschen Ausbau der Flotte als dem Instrument, mit dem am wirkungsvollsten deutsche Weltmachtstellung demonstriert werden konnte.
 
Der radikal-chauvinistische Alldeutsche Verband blieb zwar in seinen Mitgliederzahlen relativ begrenzt - die höchste Mitgliederzahl betrug etwa 40 000 -, verfügte aber über einflussreiche Verbindungen zur Regierung und zu den engsten Beratern des Kaisers. Mit seiner vom Sozialdarwinismus geprägten politischen Grundeinstellung, die dem Recht des Stärkeren über den Schwächeren absoluten Vorrang einräumte, war von Anfang an ein rassistisch begründeter Antisemitismus verbunden. Im 1. Weltkrieg waren es vor allem die Alldeutschen, die mit weit überzogenen Kriegszielvorstellungen die Atmosphäre vergifteten und so von vornherein jede Möglichkeit ausschlossen, mit der Gegenseite zu einem Verständigungsfrieden zu kommen. Ihre Forderungen nach deutschem Lebensraum und Zurückdrängung fremden Volkstums kehren im Programm der Nationalsozialisten und in Adolf Hitlers Buch »Mein Kampf« wieder.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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